Die Desert Kingsnake, oder wie sie bei uns genannt wird, Wüstenkönigsnatter, birgt wohl mitunter die meisten Geheimnise und sorgt oftmals für die größten Verunsicherungen und Vermutungen in ihrer Haltung. Unterlief sie doch auch vielen Namensgebungen und Änderungen.
1853 wurde sie von BAIRD & GIRARD erstmals als Ophibolus splendidus beschrieben. Allerdings begingen beide den Fehler, eine weitere splendida, nur mit anderen Merkmalen, als Ophibolus sayi zu deklarieren. Somit wurde sie direkt bei ihrer Erstbeschreibung erstmals in zwei Arten aufgegliedert. 1860 wurde sie erstmals von COPE als splendida betitelt, lediglich 3 Jahre später wurde sie jedoch von JAN zur Gattung der Coronella eingegliedert. 1875 war es wieder COPE, der sich weiterhin Gedanken um seine Entdeckung machte und sie schließlich als Ophibolus getulus splendidus beschrieb. Im Jahre 1901 ging BROWN allerdings einen komplett anderen Weg und war der Meinung, dass die damals von BAIRD & GIRARD als zweite Art bezeichnete sayi nur ein Synonym der splendida sei – war aber der Meinung, dass sayi die Hauptbezeichnung wäre. Somit waren sie nun Ophibolus getulus sayi. Im Jahre 1915 kamen wir dem jetzigen Namen schon sehr nahe – WRIGHT & BISHOP teilten die Tiere diesmal dem Lampropelten-Komplex zu und gaben ihr den Namen Lampropeltis getulus splendidus. Es dauerte nochmals 5 Jahre, bis sie schließlich von BLANCHARD unter dem jetzigen Namen eingegliedert wurde.
Oftmals werden wir gefragt, woran man nun eine typische Desert Kingsnake nun erkenne. Diese Frage ist garnicht so einfach zu beantworten. In Deutschland gibt es durch die geringe Nachfrage und vor allem auch das wenige Angebot meist nur einen gängigen „Typus“ von splendidas. Lackschwarzer Kopf, eine gelbgoldene Grundfärbung (meist auch etwas rötlich oder orange) mit stark ausgeprägten schwarzen Sattelflecken. Schwieriger wird es allerdings, wenn wir einen Blick über den großen Teich in das Heimatland werfen.
Über die genaue Verbreitung der Tiere möchten wir hier nicht näher eingehn, da es hierzu unter diesem Link weitere Infos dazu gibt. Vielmehr wollen wir hier ein paar Infos zu den einzelnen Localities bieten. Denn gerade in gewissen Gebieten (Arizona, New Mexico, Oklahoma) gibt es auffällige Merkmale, die nur dort vorzufinden sind. In Arizona z.B. ist die Vielfalt der verschiedenen Zeichnungsvariablen am Größten. In Sulphur Valley (südliches AZ, Cochice County) weisen die Tiere eine weitaus größere Menge an Sattelflecken auf der Dorsalia auf als im Norden. Im Nordosten hingegen weicht allein die Grundfarbe vom eigtl. Gelbton ins Orange ab, wärend die Sattelflecken vom dunklen Schwarz ins cremefarbene Braun wechseln. Die Tiere zeigen eigtl. kaum noch typische splendida-Merkmale. Im Osten hingegen (San Pedro Valley – Charleston County) bis tief in den Süden zur mexikanischen Grenze werden die Übergänge zwischen der gelben Musterung und den Dorsalflecken immer geringer. Dies könnte u.a. an der hohen Intergrade-Zone zwischen splendida und nigrita liegen und dem naheliegenden Melanismus (ausführlicheres zu diesem Thema gibt es hier und hier)
Wie man also unschwer erkennen kann, gibt es weitaus größere Unterschiede zwischen den einzelnen Verbreitungsgebieten, also man annehmen könnte. Gerade die Intergrade-Zonen, auf die wir nun etwas genauer eingehen wollen, sorgen oftmals für große Verwirrung. Durch etliche Gespräche mit JOHN LASSITER von Coastal Bend Captive Breeding aus Texas, ergaben sich völlig neue Kenntnisse, die hier in Deutschland weitestgehend völlig unbekannt sein dürften.
Nehmen wir zu Beginn die Intergrade-Zone in Südost-Arizona. Hier wird es gleich richtig kompliziert, da wir hier eine Überschneidung von 3 Tieren haben. Zum Einen aus dem Westen die Kalifornische Kettennatter, zum Anderen im südlichen Bereich die Western Black Kingsnake – L. g. nigrita. Wie groß genau die Intergradezone ist lässt sich sogut wie nicht nachvollziehn. Allerdings wurden Tiere mit abweichender Zeichnung in Cochise, Graham, Pima und Santa Cruz-County gefunden, wodurch sich zumindest hier eine Überschneidung beweisen lässt.
In Texas dagegen besteht ein hoher Überschneidungsgrad über die komplette Verbreitungslinie zur holbrooki. Gerade in Baca, Bent, Los Animas und Otero ist die Häufigkeit dieser Arthybriden enorm. Diese sind allerdings auch sehr leicht zu erkennen. Die meist durchgängig schwarzen Sattelflecken werden hier durch die typischen holbrooki-Spränkel durchzogen. Auch an den Flanken taucht diese Zeichnung der holbrooki überwiegend auf.
Diese Tiere stammen aus Nueces County, Texas.
Diese Tiere stammen aus Calhoun County, Texas
Diese Tiere stammen aus Aransas County, Texas
Nun zu einem etwas kontroverseren Thema, das ich allerdings nicht aussen vor lasen möchte. Denn gerade die Morphzucht spielt mittlerweile eine immer größer werdende Rolle. Den Beginn machte allerdings DAN SHORE, als er 1994 in New Mexico nähe der Grenze zur Arizona eine Albino-Desertking fand. Ebenso wurde von ihm 2004 ein weiteres Tier im Westen von New Mexico gefunden. Seit 2001 züchtet er jetzt gezielt mit diesen Tieren nach und hat somit in den USA für eine Verbreitung dieses speziellen Morphs gesorgt. Zu erkennen sind die Tiere an ihrer lavendel-weißen Grundfarbe, dem leicht gelben Kopf und hellen Punkten an den Flanken. Mittlerweile gibt es aber noch einige andere Morphe, die alledings nicht mehr zur Seltenheit zählen. So werden Amels oder Axanthic-Tiere seit jeher gezüchtet. Wie mir John Lassiter berichtete, fand er vor eingen Jahren selbst ein Tier, das sehr nach einem axanthischen Exemplar aussah.
Wie man also sieht, ist die Desert Kingsnake ein weitaus interessanteres Tier, wie viele oftmals meinen. Leider wird sie bei uns in Deutschland nur wenig geschätzt – es mag vielleicht auch an dem eher versteckten und hauptsächlich nachtaktiven Verhalten liegen. Zudem sind die Tiere nicht gerade die Umgänglichsten – neigen sie von allen Kettennattern am ehesten dazu, sich lebhaft zur Wehr zu setzen. Wir wollen allerdings hoffen, dass sie doch noch ihren Siegeszug zu den Liebhabern der Kettennattern halten wird.